Die Geschichte des Schachklub Werne 72
In dem ehemaligen "Golddorf" Stockum, das heute zu Werne gehört, einen Schachklub zu gründen, das war ein Entschluss, der nur durch persönliche Opfer und selbstlosen Einsatz aller Gründungsmitglieder erfolgreich durchzuführen war, zumal in naher Umgebung in Rünthe, Herringen und Bockum-Hövel bedeutende Schachvereine existierten. Andererseits aber fehlte in der Stadt Werne der Schachsport im Angebot der sporttreibenden Vereine.
Als nun acht schachbegeisterte Jugendliche (F.Schlierkamp, E.Stratmann, N.Gorschlüter, H.-G.Winkler, U.Sachs, H.-J.Felten, W.Gorschlüter und Chr.Sachs) im Jahre 1972 ihre "1. interne Meisterschaft" austrugen, ahnte niemand, dass dieser kleine Kreis sich zeitweise zu einem der grössten Schachvereine des Schachbezirkes Hamm entwickeln sollte, dessen 1.Mannschaft 1979, sieben Jahre nach der Gründung, in die Verbandsklasse des Schachverbandes Industriegebiet aufstieg, diese 1984 mit einem Abstieg verlassen musste , dann aber ein Jahr später wieder auf Verbandsebene vertreten war. Danach konnte sogar zweimal in der Verbandsliga gespielt werden, bis im Jahre 2009, nachdem der Verein spielstarke Mitglieder aus Studien- und Berufsgründen verloren hatte, der Abstieg aus dem Verband erfolgte, so dass zur Zeit die erste Mannschaft in der Bezirksliga des Schachbezirkes Hamm und die 2. Mannschaft in der Bezirksklasse spielen.
Doch zunächst noch einmal zurück in das Gründungsjahr 1972, das ganz im Zeichen des sportlichen Aufbaus stand. Den 1.Vorsitz übernahm Theodor Schlierkamp - die oben genannten Mitglieder waren noch nicht volljährig - , um in der Anfangszeit den Jugendlichen mit Rat und Tat zu helfen. Die erste Vereinsmeisterschaft gewann F.Schlierkamp, der auch in den späteren Vereinsmeisterschaften seine Vorliebe für diesen Titel immer wieder bis heute beweisen konnte.
Die eigentliche Vereinsgründung und die Aufnahme in den Schachbezirk Hamm verdankt der Schachklub Stockum 72, heute Schachklub Werne 1972, der Initiative von Karl Hollinderbäumer, dessen langjährige Erfahrung beim SK Münster 32 dem jungen Stockumer Verein eine wertvolle Stütze bedeutete. Nachdem sich der SKS 72 durch die Spieler H.Jersmann und Dr.A.Schreiber verstärken konnte, gelang der 1.Mannschaft erwartungsgemäß der 1.Aufstieg. Mit den Spitzenspielern R.Kulke und G.Schäfer gelangen weitere Aufstiege der 1.Mannschaft, die schließlich mit K.-H.Volesky und D. Ueter eine spielstarke Spitze bekam und den Aufstieg auf Verbandsebene schaffte.
Beispielhaft für die wachsende Spielstärke der Mitglieder seien hier für die erste Zeit die Erfolge von Doris Jersmann genannt, die als Jugendspielerin 1974 in der Vereinsmeisterschaft unter "ferner liefen" spielte, jedoch schon 1977 weibliche Jugendmeisterin im Bezirk Hamm und im Verband Industriegebiet wurde. Ein Jahr später krönte sie ihre Schachlaufbahn als NRW-Meisterin und belegte bei der Deutschen Meisterschaft der weiblichen Jugend den achten Platz. An ihre Erfolge auf Bezirks- und Verbandsebene knüpften dann später Annette Steinweg und Susanne Krampe (NRW-Meisterin 1987) an, die keinem anderen Mädchen auf Bezirksebene jemals die Meisterschaft überließen.
Im sechsten Jahr des Bestehens gelang dann mit dem ein Jahr später in der Bundesliga für Bochum spielenden Dieter Ueter der ersehnte Aufstieg in die Verbandsklasse des Schachverbandes Industriegebiet. Inzwischen waren fünf weitere Mannschaften gebildet worden, die durch Aufstiege ihren Weg nach oben suchten.
Mit dem Jahr 1980 ist ein gewisser Einschnitt in der Entwicklung verbunden. Der SKS 72 hatte sich nach innen und außen konsolidiert, die Spielstärke erreichte ein Niveau, das nur noch schwer zu steigern war, und so blieben für vier Jahre die Aufstiege aus. Stattdessen gab es vier Abstiege. In dieser Zeit machte sich ein Grundproblem des Vereins zum ersten Male bemerkbar, das darin besteht, daß auf der Basis einer intensiven Jugendarbeit starke Spieler heranwachsen, die dann aber aus Studien- und Berufsgründen von Werne wegziehen müssen und dem Verein verlorengehen. Die Spielstärke der den Verein tragenden, ortsansässigen Senioren reicht alleine nicht aus, das insgesamt hohe Spielniveau der ersten beiden Mannschaften zu garantieren. Nach 1984 aber konnte der SKS 72 wieder vier Aufstiege verbuchen, denen nur ein Abstieg gegenüberstand. Mit dem zweiten Aufschwung müssen wesentlich die aus der eigenen Jugend unter Training von Ferdinand Schlierkamp hervorgegangenen Spieler wie Andreas Kampert, Benedikt Striepens, Matthias Drees, Michael Schnelting, Markus Dyckhoff und Maik Borgschulze genannt werden, von denen heute nur noch Michael Schnelting beim SK Werne 72 spielt, denn der Vereinsname wurde zwischenzeitlich geändert. Eine weitere Leistungssteigerung war verbunden mit den Spielern Manuel Dargel, Markus Poschke, Ralf Frombach und Georg von Heusinger.
Dass nicht nur der Leistungssportgedanke seine Geltung besaß, sondern auch der Breiten- und Hobbysport gepflegt wurde, beweisen die Jugendarbeit und die zahlreichen anderen Betätigungen im Verein.
Die Vereinsgeschichte wurde nicht zuletzt geprägt durch die Arbeit der Funktionsträger im Verein, fÜr die stellvertretend hier die Vorsitzenden besonders erwähnt seien. FÜr die Aufbauphase, die Verlegung des Spiellokals von Stockum nach Werne und den Schwerpunkt "Jugend-und Schülerarbeit" zeichnet Dr. A.Schreiber verantwortlich, der gleichzeitig auch den Schulschachbereich am Anne-Frank-Gymnasium betreute. Als 1.Vorsitzender erwarb sich K.-H.Lüning besondere Verdienste in der Gestaltung des inneren Turnierbetriebs. Egon Zimmermann als 1.Vorsitzendem gelang es, die Effektivität der organisatorischen Arbeit aller Bereiche zu steigern. Lange Zeit führte Ferdinand Schlierkamp die Geschicke des Vereins, bis wiederum Dr. Alfred Schreiber den Vorsitz übernahm.
Die Erfolge der Vereinsjugend basierten auf der Schulschach-AG des Anne-Frank-Gymnasiums unter Leitung von Dr. Alfred Schreiber, zu der in den Glanzzeiten ca. 40 Schülerinnen und Schüler gehörten. In den 90-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts dominierten die Schulschachmannschaften des Anne-Frank-Gymnasiums viele Landessportwettkämpfe in NRW und nahmen an etlichen Deutschen Schulschachmeisterschaften teil. Krönung war der Gewinn der Deutschen Schulschachmeisterschaft der Mädchen im Jahre 1996. Mit dem Ende der Schach-AG im Jahre 2000 versiegte der Nachwuchsstrom zum Schachklub, so dass heute nur noch wenige Schüler und Jugendliche trainiert werden.
Mit zwei Mannschaften und 25 Mitgliedern zählt der Schachklub Werne 1972 heute zu den Schachvereinen mittlerer Größe. Am Vereinsabend wird ein interessantes Turnierprogramm geboten, zu dem auch Spieler anderer Vereine anreisen: Vereinsmeisterschaft, Pokalmeisterschaft, Schnellschachturniere, Blitz-Events und ein Championturnier gehören zum abwechselungsreichen Spielabend.